Konzept

Gegenstand des Umnutzungskonzeptes ist das Objekt Hainsstraße 21, dessen schmales, nur 5 Meter breites und 60 Meter langes Grundstück im vorderen Teil komplett durch die Werkstatt eines KFZ-Mechanikerbetriebes überbaut ist. Die im Ortsbild als Fremdkörper wirkenden Gebäude verbergen im Kern beträchtliche Reste eines Fachwerkbaus, dessen Baujahr durch eine dendrochronologische Untersuchung exakt auf 1730 zu datieren ist. In dem eher unscheinbaren Haus befand sich für einen längeren Zeitraum die ehemalige Judenschule, deren Existenz hier für die Zeit von 1773 bis 1838 belegt ist, bevor die Jüdische Gemeinde in den Neubau der später durch die Nationalsozialisten zerstörten Synagoge umzog. Bad Camberg hatte seinerzeit eine der größten und bedeutendsten Jüdischen Gemeinden im Kreisgebiet, sodass das Gebäude für die Stadtgeschichte einen herausragenden Denkmalwert besitzt. Daher soll das Anwesen zu einem Museum der jüdischen Geschichte in Camberg und einem Museum der Stadtmauergeschichte entwickelt werden.

Das Haus selbst befindet sich jedoch in einem beklagenswerten Zustand. Große Teile sind ungenutzt und stehen seit Jahrzehnten leer. Das Erdgeschoss ist völlig ausgekernt und in die Werkstatthalle des Kfz-Mechanikerbetriebes einbezogen. Durch Anbauten völlig entstellt, erschließt sich der baukünstlerische Wert des verwahrlosten Gebäudes augenscheinlich nur noch dem geübten Blick des Fachmannes.

Dabei lohnt eine nähere Betrachtung des Hauses allemal. Typologisch von Interesse ist vor allem die Anlage des Grundrisses: Während sich das Erdgeschoss an die ehemalige Stadtmauer anlehnt, wurde deren Wehrgang durch das Gebäude überbaut und in die Nutzfläche des Obergeschosses mit einbezogen. Die Fachwerkkonstruktion hat zwar stark gelitten, lässt sich aber aufgrund der vorhandenen Befunde leicht wieder herstellen. Für die Stadt Bad Camberg bieten der Erhalt des Gebäudes und die Umnutzung in ein Museum gleich mehrere Nutzen: Neben der Bedeutung für die Stadtgeschichte und dem daraus resultierenden Bildungsauftrag erschließt sich hier dem Besucher ein bis dato eher stiefmütterlich behandelter Altstadtbereich.

Die Sanierung des Gebäudes und die Einrichtung einer Gedenkstätte soll nunmehr Schritt für Schritt in den nächsten Jahren umgesetzt werden.

Nutzungskonzept

Das Gebäude mit einer Gesamt-Nutzfläche von ungefähr 60 qm wird auf allen drei Ebenen genutzt werden. Das Erdgeschoss bietet Platz für einen Mehrzweckraum, (Arbeitsraum, Tagungsraum für kleine Gruppen, Stadtführungs-Station).

Der geplante Durchgang zum hinteren Teil des Grundstücks lässt auch zu, die Stadtmauer, bzw. deren ehemalige Bedeutung anhand der Aussicht aber auch anhand der Baulichkeiten hervorzuheben. Regelmäßige spezielle Führungen, die die Besuche der jüdischen Friedhöfe und das Anwesen der ehemaligen Synagoge beinhalten, können hier enden, und dem Besucher zum Schluss eine Erläuterung und Vervollständigung seiner Kenntnisse zu bieten.

Im ersten Stock befindet sich ein musealer Raum. Die jüdische Geschichte Bad Cambergs wird anschaulich dargestellt. Der Verein Historisches Camberg hat bereits einige passende Exponate, die sich im Stadt- und Turmmuseum befinden. Öffnungen an beiden Seiten der Wand ermöglichen einen Rundgang für den Besucher der während seines Besuches eingehend die jüdische Geschichte Cambergs vom 30jährigen Krieg bis 1938 erleben kann.

An der Rückwärtigen Hausseite befindet sich ein kleiner Raum, der den Umfang der ehemaligen Stadtmauer, die in dieses Haus integriert war, veranschaulicht. In diesem Raum befindet sich die Mikwe, (auch das Frauenbad genannt) aus dem frühen 19. Jahrhundert. Die Mikwe wurde in eine Nische der Stadtmauer gebaut. Die Wiederherstellung des Raumes wird dem Besucher die Situation der damaligen jüdischen Gemeinde zeigen, aber auch einiges zur Tradition des rituellen Badens in der jüdischen Religion erläutern.

Weiterhin ist für den Besucher eine einmalige Möglichkeit gegeben, zu erleben, wie die Stadtmauer in die Häuser integriert wurde, da alle anderen Häuser in Bad Camberg, in denen sich noch Reste der Stadtmauer oder des Wehrgangs vorfinden in Privatbesitz sind. Dieses städtebauliche Detail kann ebenfalls in die beliebte Stadtmauer-Führung eingebunden werden.

Die Öffnungszeiten der "Alten jüdischen Schule" werden auf Anfrage bei Führungen und bei speziellen Anlässen, z.B. "Zum Tag des offenen Denkmals" oder beim Höfefest nach Bedarf eingerichtet. Zugänglich wird die "Alten jüdischen Schule" für jeden, der ein Interesse daran hat die Ausstellung zu sehen. Sollten z.B. Touristen, die eine Führung buchen auch Interesse daran bekunden einen Rundgang durch die Judenschule zu machen, so sollte das sicher nach Absprache möglich sein.

Die Nutzung der Judenschule kommt sowohl dem Verein als auch der Stadt Bad Camberg und deren Touristik-Angebot zu gute.